Burg Zvikov

Im Laufe ihrer langen Geschichte hat sich das Bild der Burg Zvikov stark gewandelt. Aus einer ursprünglich kleinen, bescheidenen Anlage entstand im Laufe der Jahrhunderte eine imposante, wehrhafte Burganlage mit herrschaftlichen Räumen, die den darin lebenden Königsfamilien würdig war. Heute ist der „König der tschechischen Burgen“ eine der bedeutendsten erhaltenen Schlossanlagen des Landes.

Die Burg Zvikov wurde auf einem Biotit- Granodiorit-Felsen mit fast senkrechten Hängen an den Seiten erbaut. Ihr Vorgänger war eine befestigte Siedlung aus der La Tène -Zeit. Am nördlichen Ende des Wachturms stand unterhalb der Burg am Fluss eine kleine Stadt mit einer gotischen Kirche. Die Flutung des Orlické-Damms 1950 erhöhte den Wasserspiegel jedoch um 25 Meter und die Stadt wurde dadurch überflutet.

Frühe Bauphase

Das erste Erscheinungsbild der Burg ist nicht sicher, da die Überreste bei Umbauten im 19. Jahrhundert zerstört wurden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass das Schloss von Anfang an befahrbar war und auch eine Kapelle enthielt.

Markomanka
Der Turm Markomanka ist das älteste Gebäude der Burg.

Markomanka

Das älteste Gebäude der Burg ist ein 20 Meter hoher prismatischer Turm, genannt Markomanka (auch Hlízová věž) aus gewaltigen, dunklen Steinblöcken. An dessen Seiten wurden später Palastgebäude errichtet. Der Name Markomanka basiert auf Zeichen, die in Steine in der Außenhülle des Turms eingraviert sind. Einige Forscher sind der Ansicht, dass es sich dabei um Runen aus der Zeit der germanischen Markomannen handelt. Ihnen zufolge soll der Turm also viel älter sein. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei aber um Steinmetzmarken, welche die mittelalterlichen Arbeiter während der Bearbeitung im Steinbruch als Nachweis ihrer Arbeit in die Steine gemeißelt haben. Für die erste Version spricht, dass der Turm architektonisch stark von der restlichen Schlossanlage abweicht. Das wiederum kann aber auch am Wandel der Stilrichtungen in den verschiedenen Bauphasen liegen.

Der Turm wurde im Erdgeschoss direkt vom Hof aus betreten. In die anderen Stockwerke gelangte man über eine in die dicke Wand eingebaute Treppe. Die Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock werden von eindrucksvollen Rippengewölben überspannt. Der Raum im ersten Stock heißt heute noch Kronsaal, und es ist möglich, dass dort einige Zeit die Kronjuwelen von König Karl IV. aufbewahrt wurden.

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde im Nordwesten und Nordosten der Anlage eine mehrere Meter starke Begrenzungsmauer mit Türmen errichtet. Im Norden befand sich ein Tor, das nach älterer Literatur der einzige Eingang zum damaligen Schloss war. Im Schlosskern begann Wenzel I. mit dem Bau des westlichen Palastflügels und dem Wiederaufbau des südlichen Flügels.

Hrad Zvikov
Der Begrenzungsmauer der Burg

Außenbefestigung und Palastausbau

Während der Regierungszeit von Přemysl Otakar II. wurde die Außenbefestigung fertiggestellt und der Schlosskern erhielt mit seinen Palastflügeln allmählich eine fünfeckige Form. Der neue Palast nahm königliche Ausmaße an und seine Teile waren durch eine monumentale Arkade miteinander verbunden. Von Süden wurde die Burg durch das Písek-Tor betreten, vor dem sich ein breiter, in den Felsen gehauener Wassergraben befindet. Die Steinbrücke darüber wurde allerdings erst 1777 gebaut.

Kapelle St. Wenzel

Nach 1473 gab Bohuslav von Svamberk Wanddekorationen in der Kapelle St. Wenzel in Auftrag, die zu den Meisterwerken der frühgotischen tschechischen Architektur gehören. Die Wände zeigen die Schutzheiligen von Böhmen, die Jungfrau Maria, die Beschützerin, den leidenden Christus und das Martyrium des heiligen Erasmus. Überliefert ist auch ein Teil des gotischen Altars mit Schnitzereien aus dem 16. Jahrhundert.

Die Aufteilung des Schlosses und der Schlossflügel

Das zentrale Innere des Schlosses wird durch ein Tor im südwestlichen Palastflügel betreten. Im Erdgeschoss befanden sich Verwaltungs- und Arbeitssäle und im ersten Stock repräsentative Räume, bestehend aus einer Halle mit zwei Feldern eines Kreuzgewölbes, einer Fachwerkkammer und einem weiteren Raum mit einem Kreuzgewölbe. Die zweite große Halle mit einem unregelmäßigen Grundriss und Kreuzgewölben, die von zwei Säulen getragen wurden, befand sich im Ostflügel. Der Nordpalast war ähnlich aufgeteilt.

Der südliche Palastflügel war direkt mit dem Markomanka-Turm verbunden. Das Kreuzgewölbe ist in zwei der drei Räume im Erdgeschoss erhalten geblieben. Der größte Teil des ersten Stocks war von der Kapelle St. Wenzel besetzt. Ihre Sakristei befindet sich jedoch im südlichen Teil des angrenzenden östlichen Palastes.

Burgkapelle
Die Burgkapelle

Alle Palastflügel waren wahrscheinlich mit einem Dachboden ausgestattet, der nicht erhalten geblieben ist. Zwischen den einzelnen Flügeln des Palastes konnte man sich durch eine raffinierte Bogengalerie gut bewegen. Deren Erscheinungsbild geht wahrscheinlich auf die Bauarbeiten unter den Schwarzenbergern zurück.

Über die Entstehung anderer Teile der Burg im 13. Jahrhundert ist heute nur noch wenig bekannt. Der Schlosskomplex war wahrscheinlich in mehrere Innenhöfe unterteilt und ein großes Gebäude stand gegenüber der südwestlichen Ecke des Markomanka-Turmes. Es ist möglich, dass der quadratische Rote Turm am Rande des nordwestlichen Teils der Burg ebenfalls aus dieser Zeit stammt, aber sein tatsächliches Alter ist unbekannt.

Bauliche Veränderungen der Burg seit dem 15. Jahrhundert

Auch über die Veränderungen an der Burg im 14. Jahrhundert herrscht weitgehend Ungewissheit. Fest steht, dass die Burg 1431 von den Rosenbergern übernommen wurde. Die begannen nach den Erfahrungen der jüngsten Eroberung, ihre Verteidigungsanlagen zu verbessern. Die Gräben wurden vertieft und die Wälle durch Artilleriepositionen verbessert. An den Wänden entstanden überdachte Schießstände. Die Nordseite wurde durch eine neue Mauer gesichert, die durch sechs nach innen geöffnete quadratische Bastionen verstärkt wurde, die mit Schießscharten ausgestattet waren. Das Nordtor wurde 1440 in den Roten Turm verlegt. Die Bauaufsicht führte Meister Domek aus Mitrovice. Die Änderungen der Rosenberger an den Befestigungsanlagen gehörten zu den ersten Versuchen, auf die Entwicklung der Artillerie zu reagieren.

Heinrich V. von Rosenberg fehlten die Finanzen zur Erhaltung, Erweiterung und Modernisierung, weshalb er die Burg 1473 an Vetter Bohuslav V. von Schwanberg verkaufte.

Heinrich III der Ältere von Schwanberg begann Mitte des 16. Jahrhunderts mit den Umbauten der Burg im Stil der Renaissance. 1550 wurde an der Stelle der alten Scheunen eine Brauerei gegründet, die Fassaden des Kerns mit besonderem Putz verziert, die Fenster mit neuen rechteckigen Verkleidungen versehen und die meisten heute noch erhaltenen Gemälde geschaffen. Verantwortlicher Baumeister war Hons Vlach. Daneben wurde 1554 auch der Hláska-Turm errichtet.

Innenraum der Burg Zvikov
Die Innenräume der Burg sind mit zahlreichen Wandmalereien geschmückt.

Hláska-Bergfried

Der 32 Meter hohe Hláska -Wachturm (Bergfried) steht an der Südseite. Das Schloss hat zwei Tore. Der Turm ist an der Südseite mit einer Kante verstärkt, die ihn vor möglichen Beschuss vom Kamm vor der Burg schützt. Nur ein schmales, hohes Portal führte zu ihm. Unter der Spitze sind massive Steinkonsolen erhalten, die eine Verteidigungsgalerie trugen.

In der Folge wechselten die Besitzer mehrfach zwischen verschiedenen Adelsfamilien, aber die Glanzzeiten der Burg Zvikov waren vorbei. Sie wurde zwar zunächst noch militärisch genutzt, später dann aber nur noch für landwirtschaftliche Zwecke. Nach der Plünderung 1622 durch die kaiserlichen Truppen Ferdinand II. erhielten die Eggenberger die Schlossanlage, verließen sie aber, wodurch sie dem Verfall preisgegeben war. Das Feuer im Jahr 1751 tat ein Übriges, um große Teile der Burg zu zerstören.

Karl Philipp zu Schwarzenberg ließ Anfang des 19. Jahrhunderts die Kapelle restaurieren und die Wandmalereien aus der Spätgotik sichern. Aber er lebte auf Burg Worlik und so blieben auch seine Bemühungen begrenzt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Zvíkov nur noch eine Ruine. 1829 war das Neue Tor eingestürzt, wenig später ein Teil der Fassade abgerutscht. In den 1840er und 1880er Jahren investierten die Schwarzenbergs jedoch viel, um das Schloss wiederherzustellen. Zunächst wurden Sicherheitsarbeiten durchgeführt, um eine weitere Verschlechterung der Gebäude zu verhindern. Erst nach 1880 wurden die Paläste und insbesondere die Arkaden im Hof des Schlosskerns repariert. In dieser Form sind sie weitgehend bis heute erhalten.

Nach der Enteignung 1949 fiel die Burg 1950 an den Staat. Tschechien ließ in den 1970er und 80er Jahren Restaurierungsarbeiten durchführen, um die historische Bausubstanz zu erhalten.

Fotos:

Burg Zvikov © Filip Fuxa | Dreamstime.com
Markomanka von Chmee2 – Eigenes Werk, [CC BY-SA-3.0], Wikimedia Commons
Hrad Zvikov von Michal Ritter – das Bild ist heruntergeladen als Teil von Wiki Loves Monuments 2012, lizenziert unter [CC BY-SA-3.0], Wikimedia Commons
Burgkapelle von Aktron/ Wikimedia Commons, [CC BY-SA-4.0], Wikimedia Commons
Innenraum der Burg von Ben Skála – Eigenes Werk, [CC BY-SA-3.0], Wikimedia Commons